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Mr. Miller goes to Budapest – Teil 1

live in Budapest

Flucht, Schweigen oder Rückzug in den privaten Raum? Mit dieser Frage sehen sich heute erneut Künstler, Journalisten, Filmemacher und Schriftsteller weltweit konfrontiert. Auch und wieder in Europa und der EU. Im Osten nichts Neues, könnte man meinen. Doch ein Besucher aus dem Westen merkt schnell, dass er weder moralisch noch argumentativ überlegen ist. Und er ist auch nicht dagegen gefeit, sehr schnell selbst zum Akteur in jenem „Panoptikum“ zu werden, das Michel Foucault in seinem Standardwerk „Überwachen und Strafen“ entworfen hat. Wobei Foucault bei seiner Analyse aus gutem Grund nicht nach östlicher und westlicher Hemisphäre trennt: Die McCarthy-Zeit, der Watergate-Skandal, die NSA-Abhörmethoden, die Gesinnungsprüfungs- und Berufsverbotspraxis in der Bundesrepublik zeigen die gleichen Phänomene und Anfälligkeiten auch in westlichen Demokratien. Am Ende werden selbst private Rückzugsorte und Beziehungsräume schleichend von der Misere aus Selbstzensur, Verdächtigungen, Wut und Verzweiflung kontaminiert.

In „Mr. Miller goes to Budapest“ befinden sich die Protagonisten in solch einem Privatraum in Auflösung. Entwickelt wird dieser Theater-Dreiteiler aus Arthur Millers 1977 entstandenem Stück „The Archbishop’s Ceiling“. Im Gewand eines psychologischen Thrillers zwischen Kammerspiel und Film noir wird darin das überraschende Wiedersehen zweier Autoren und einer Autorin aus dem Osten mit einem befreundeten amerikanischen Autor geschildert. Diesem gibt Miller dabei einen Gutteil von sich selbst mit, einschließlich seiner eigenen Zweifel am American Way of Life. Als Jokerfigur bringt er noch eine scheinbar unbeteiligte Dänin als Vertreterin der jungen Generation von Lebenskünstlern und Travel-Kids aus dem Westen ins Spiel.

Aufführungen in Budapest - Schau-Ensemble abroad
Umgesetzt wird das Projekt on location in einer Wohnung im Herzen von Budapest. Im März und April werden dort ein Regisseur und drei SchauspielerInnen aus Ungarn zusammen mit SchauspielerInnen des Schau-Ensembles an einer gemeinsamen Version nach Millers Vorlage arbeiten. Mit den Mitteln der Kunst und dem „Umweg“ über ein politisches Stück aus der Zeit des „Eisernen Vorhangs“ soll durch die aktuellen Nachrichten und Meldungen hindurch zu einem Dialog über eigene, grundlegendere Gedanken und Gefühle zum Thema Meinungsfreiheit, Selbstbestimmtheit und Demokratie eingeladen werden. Das deutsch-ungarische Ensemble unter Leitung des jungen ungarischen Regisseurs Gábor Hollós wird Millers Echtzeit-Thriller ab dem 25. März an drei aufeinanderfolgenden Samstagen in Budapest präsentieren. Ergänzt werden diese Abende - mit ausdrücklich privatem Charakter - von Gesprächen mit ExpertInnen aus Wissenschaft und Kultur wie der „Grande Dame der ungarischen Philosophie“ Ágnes Heller.

Regie: Gábor Hollós
Konzept/Dramaturgie: René Reinhardt
Bühne/Kostüm: Elisabeth Schiller-Witzmann
Kamera: István Hollós
Spiel: Johannes Gabriel, David Jeker, Laila Nielsen, Kata Pálfi, Mario Rothe-Frese, Csaba Sorbán, Balázs Szirtes

Parallel zu den drei Theater-Folgen in Budapest findet in Zusammenarbeit mit der Stiftung weiterdenken / Heinrich-Böll-Stiftung jeweils eine Veranstaltung in Dresden, Chemnitz und Leipzig statt.
Das Leipziger Publikum erhält am 8. April, wenn die letzte Folge aufgeführt wird, die Gelegenheit, das Projekt vom Grünen Salon der Schaubühne Lindenfels aus kennen zu lernen. Neben Videoausschnitten der drei Teile sowie einem Salongespräch zur Situation der ungarischen Kulturszene wird per Live-Schalte nach Budapest das Finale der Serie gezeigt.

Am 12. Mai folgt im großen Saal der Schaubühne Lindenfels die Premiere von „Mr. Miller goes to Budapest“ in einer deutsch-englisch-ungarischen Fassung. Dann sind alle drei Folgen an einem Abend zu erleben.

Ein Projekt der Schaubühne Lindenfels / Schau-Ensemble. In Kooperation mit der Stiftung weiterdenken / Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen. Gefördert durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen und den Internationalen Koproduktionsfonds des Goethe-Instituts.


Alle Termine des Projekts:

Mr. Miller goes to Budapest – Teil 1
Sa, 25. März, 20 Uhr in Budapest / Papnövelde utca 8, Táskárádio Eszpresszó-Bár
(Aufführung in englischer Sprache / Voranmeldung erforderlich)

Mr. Miller goes to Budapest – Teil 2
Sa, 1. April, 20 Uhr in Budapest / Papnövelde utca 8, Táskárádio Eszpresszó-Bár
(Aufführung in englischer Sprache / Voranmeldung erforderlich)

Mr. Miller goes to Budapest – Teil 3
Sa, 8. April, 20 Uhr in Budapest / Papnövelde utca 8, Táskárádio Eszpresszó-Bár
(Aufführung in englischer Sprache / Voranmeldung erforderlich)

Kulturpolitik unter autoritären Bedingungen – Diskussion & Live-Schalte nach Budapest
Sa, 1. April, 19 Uhr in Dresden / Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen, Kraftwerk Mitte32/Trafohalle
Do, 6. April, 19 Uhr in Chemnitz / Nichts, Altraa
Sa, 8. April, 20 Uhr in Leipzig / Schaubühne Lindenfels

Mr. Miller goes to Budapest – Teil 1-3 (Premiere)
Die deutsch-englisch-ungarische Fassung der dreiteiligen Theater-Serie an einem Abend
Sa, 12. und Sa, 13. Mai, 20 Uhr in Leipzig / Schaubühne Lindenfels

in Budapest / Papnövelde utca 8, Táskárádio Eszpresszó-Bár

(Aufführung in englischer Sprache / Voranmeldung erforderlich)

Vergangene Termine
Sa. 25.03.2017 / 20:00 Uhr