Spielplan
MR. MILLER GOES TO BUDAPEST | 12. + 13. Mai
English version below
Die komplette Theaterserie an einem Abend. In englischer Sprache mit deutscher Übertitelung. Ergänzt durch einen Gesprächssalon, u.a. mit dem ungarischen Schriftsteller und Regierungskritiker Rudolf Ungváry.
Flucht, Schweigen oder Rückzug in den privaten Raum? Mit dieser Frage sehen sich heute erneut Künstler, Journalisten, Filmemacher und Schriftsteller weltweit konfrontiert. Auch und wieder in Europa und der EU.
Im Osten nichts Neues, könnte man meinen. Doch ein Besucher aus dem Westen merkt schnell, dass er weder moralisch noch argumentativ überlegen ist. Und er ist auch nicht dagegen gefeit, sehr schnell selbst zum Akteur in jenem „Panoptikum“ zu werden, das Michel Foucault in seinem Standardwerk „Überwachen und Strafen“ entworfen hat. Wobei Foucault bei seiner Analyse aus gutem Grund nicht nach östlicher und westlicher Hemisphäre trennt: Die McCarthy-Zeit, der Watergate-Skandal, die NSA-Abhörmethoden, die Gesinnungsprüfungs- und Berufsverbotspraxis in der Bundesrepublik zeigen die gleichen Phänomene und Anfälligkeiten auch in westlichen Demokratien. Am Ende werden selbst private Rückzugsorte und Beziehungsräume schleichend von der Misere aus Selbstzensur, Verdächtigungen, Wut und Verzweiflung kontaminiert.
Den Protagonisten unserer Theater-Serie „Mr. Miller goes to Budapest“ begegnen wir in solch einem Privatraum in Auflösung, einem Ort, der es in mehrfacher Hinsicht in sich hat. Entwickelt haben wir diesen Theater-Mehrteiler aus Arthur Millers 1977 entstandenem Stück „The Archbishop’s Ceiling“. Im Gewand eines psychologischen Thrillers zwischen Kammerspiel und Film noir wird darin das überraschende Wiedersehen zweier Autoren und einer Autorin aus dem Osten mit einem befreundeten amerikanischen Autor geschildert. Diesem gibt Miller dabei einen Gutteil von sich selbst mit, einschließlich seiner eigenen Zweifel am American Way of Life. Als Jokerfigur bringt er noch eine scheinbar unbeteiligte Dänin als Vertreterin der jungen Generation von Lebenskünstlern und Travel-Kids aus dem Westen ins Spiel.
Aufführungen in Budapest – Aufführungen in Leipzig
Nachdem unser deutsch-ungarisches Ensemble unter Leitung des jungen ungarischen Regisseurs Gábor Hollós Millers Echtzeit-Thriller im März und April an drei aufeinanderfolgenden Samstagen in Budapest präsentiert hat, werden nun im großen Saal der Schaubühne alle drei Folgen in einer deutsch-englisch-ungarischen Version an einem Abend gezeigt.
Mit den Mitteln der Kunst und dem „Umweg“ über ein politisches Stück aus der Zeit des „Eisernen Vorhangs“ wollen wir durch die aktuellen Nachrichten und Meldungen hindurch zu einem Dialog über eigene, grundlegendere Gedanken und Gefühle zum Thema Meinungsfreiheit, Selbstbestimmtheit und Demokratie einladen.
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Emigration, silence, or withdrawal to private spaces? Today artists, journalists, filmmakers, and authors likewise are confronted with this question again all over the world. Also in Europe and in the EU.
„Im Osten nichts Neues“ (Nothing new in the East) one could expect. But a western visitor realizes soon that he isn’t superior – neither ethically nor with arguments. Plus he as well is not immune against becoming himself a player in the „panopticum“ which Michael Foucault creates in his work „Discipline and Punish“. In his analysis Foucault has a very good reason not to divide between eastern and western hemisphere: McCarthyism, the Watergate scandal, NSA-monitoring, mind tests, and occupational bans within the federal republic of Germany show the same phenomena and susceptibilities within western democracies. At the end, even private resorts and relationships are contaminated by self-censorship, mistrust, anger and desperation. In such private space we meet the protagonist of our theater-series „Mr. Miller goes to Budapest“: We develope a three-part series from Arthur Miller’s piece „The Archbishop’s Ceiling“ from 1977. Somewhere between psychological thriller, intimate theater, and film noir a surprising meeting of three authors from the East – two men, one woman – and a befriended American writer takes place. The American is outfitted with Miller’s own personality, including his doubts about the American Way of Life. As a joker a seemingly aloof Danish girl as representiative of the young generation of hedonists and travel-kids from the West appears.
Performances in Budapest and Leipzig
After our German-Hungarian ensemble with young Hungarian director Gábor Hollós has staged Miller’s real-time-thriller in March and April on three following Saturdays in Budapest, all three episodes will now be shown in a German-Hungarian-English version within one evening at Schaubühne Lindenfels.
With the medium of art and the „loop way“ of a political piece from the time of the Iron Curtain we want to invite our audience to a dialoge about basic thoughts and feelings towards freedom of opinion, autonomy, and democracy.
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Regie, Director: Gábor Hollós
Konzept/Dramaturgie, concept/dramaturgy: René Reinhardt
Bühne/Kostüm, stage/costumes: Elisabeth Schiller-Witzmann
Kamera, camera: István Hollós
Lichtdesgin, visuals: Dennis Michael & Khieffer Beviz
Spiel, actors: Johannes Gabriel, David Jeker, Laila Nielsen, Kata Pálfi, Mario Rothe-Frese, Csaba Sorbán, Balázs Szirtes
Ein Projekt der Schaubühne Lindenfels / Schau-Ensemble. In Kooperation mit der Stiftung weiterdenken / Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen. Gefördert durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen und den Internationalen Koproduktionsfonds des Goethe-Instituts.
A project by Schaubühne Lindenfels / Schau-Ensemble. In cooperation with Stiftung weiterdenken / Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen. Funded by Kulturstiftung des Freistaates Sachsen und Goethe-Institut.