Spielplan
Aua! Theorien von Männern über „das Wesen der Frau“ prägen seit Jahrhunderten die westliche Kunst-und Geistesgeschichte und tragen verlässlich dazu bei, Patriarchat, binäre Geschlechterordnung und anderen Quatsch als Machtsysteme zu erhalten. Die Musiktheater-Combo glanz&krawall startet deshalb eine bitterböse Revanche: Die Protagonistin aus Alban Bergs Opernfragment und Frank Wedekinds Dramen „Erdgeist“ und „Die Büchse der Pandora“ Lulu – im Eröffnungsmonolog vom Tierbändiger als gefährliche Schlange präsentiert – besetzt jetzt die Manege und präsentiert ihre groteske, antipatriarchale Zirkusshow. Hier trifft Zwölftonmusik auf Electro-Punk, Popcorn auf Hochkultur, Oper auf Circus.
„Lulu: Revanche im Zirkuszelt“ revidiert die eingeschriebenen Männerfantasien der Vorlagen, kehrt das Unterste zuoberst und legt den gesellschaftskritischen Aspekt von Wedekinds Lulu-Dramen wieder frei – das rigide und gewaltsame Gebaren der Typen und Schmollis.
Das Interventionskommando bilden die Schauspielerin Lisa Heinrici, die Sopranistin Marieke Wikesjo und die Musikerin und Performerin Nolundi Tschudi. Um Synthesizer, E-Gitarre, Akkordeon und singende Säge gruppiert sich das Frauen-Trio und kreiert eine Synthese aus Oper, Sprechtheater und Electro Punk. Motive und Fetzen von Berg und Wedekind, Stummfilmpapst Pabst bis hin zum Lulu-Album der US-Barden Lou Reed und Metallic verwursten die Lulu-Komplizinnen hemmungslos! Gegen das schöne Sterben, die immergleichen Femme fatale-Zuschreibungen und die Beschränktheit einer männlich dominierten (Kunst-)Welt.
„Lulu: Revanche im Zirkuszelt“ ist nach „Catch3000“ und Trinkerpark“ die dritte Zusammenarbeit von glanz&krawall und der Schaubühne Lindenfels. Premiere feierte das Stück im September 2024 auf dem Tempelhofer Feld in Berlin – im dortigen Zirkus Cabuwazi.
,„Lulu: Revanche im Zirkuszelt“ ist ein wilder Mix der Genres und ein schönes Statement gegen leider zunehmend wieder aus der Mottenkiste geholte Stereotypenbilder der Geschlechter."( taz)
„glanz&krawall sind furchtlose Grenzgänger zwischen den Genres und Erzählformen, der Name ist Programm.“ (Berliner Morgenpost)
Mit: Lisa Heinrici, Marieke Wikesjo, Nolundi Tschudi
Regie: Marielle Sterra
Dramaturgie: Dennis Depta
Bühnenbild: Helene Scheithe
Kostümbild: Sophie Schliemann
Sound: Benjamin Graf
glanz&krawall sind eine Berliner (Musik)-Theatergruppe um die Regisseurin Marielle Sterra und den Dramaturgen Dennis Depta. In ihrem spartenübergreifenden Musiktheater suchen sie seit 2014 unbekümmert die Konfrontation mit dem Rest der Gesellschaft – von der Hochkultur der Oper bis zur poetischen Verlorenheit eines Alleinunterhalters in der Dorfdisko. Dafür holen Sterra und Depta Formate wie Wrestling, Circus, Punkkonzerte oder Trabrennen in Theaterräume und bringen ihr Theater in den Stadtraum, z.B. in Clubs, Strandbäder oder Psychiatrien. glanz&krawall arbeiten generationenübergreifend mit Profis und Laien. Ihre Stücktexte entstehen im Probenprozess gemeinsam mit den Performer:innen. Seit 2019 initiieren sie in Berlin die inklusive Theater- und Musik-Festivalreihe BERLIN is not… 2022 riefen glanz&krawall am Volkstheater Rostock die Partei DEUTSCHE BIERTRINKERINNEN UNION ins Leben. Im Dezember 2024 feierte ihr Bürokratie-Musical mit Theater Thikwa - DIE TÜTEN AUS DER VERWALTUNG - Premiere.