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67. DOK Leipzig

Spinning Dreams and Beats

Animation Night

Monster reißen Rachen auf, bunte Punkte sprühen aus der Tiefe hervor – die Animationskunst zeigt früh ihr psychedelisches Potential. 1832 wurden die Bewegungsillusionen auf Scheiben gezeichnet – heute ist das Phenakistiskop längst in der Clubkultur angekommen. Ein berauschender Abend der optisch-kinetischen Wunder in acht Filmen und einem Live-Set von Sculpture aus London.

Programm:

Nineteenth-Century Stroboscopic Discs (1831–1882)
Schauerliche Grimassen, Handwerker bei der Arbeit, rennende Tiere, wilde Farbfontänen – die „Noch-nicht-Filme“ aus der Vorgeschichte des Kinos waren nur sechzehn Animationsbilder lang, aber sie ließen staunen und befriedigten die Schaulust. Der Pariser Künstler Dominique Willoughby hat Wunderscheiben des 19. Jahrhunderts aus den Archiven geholt und variantenreich zu minimalistischer Musik reanimiert.
Frankreich 1999 von Dominique Willoughby, 14 Minuten, Experimentalfilm, ohne Dialog


The Mystical Shogun Kunitoki Strobe Light
Die bunt gepunktete Schallplatte ist aufgelegt und dreht sich, das Handstroboskop sendet seine Lichtblitze. Schon beginnt der hypnotisierende Konfettiregen im Takt des psychedelischen Orgel-Krautrocks, den das finnische Quartett Shogun Kunitoki zelebriert. Ein Anleitungsfilm für den Hausgebrauch, der erläutert, wie einen die Picture-Disc bei richtiger Verwendung akustisch und optisch abheben lässt.
Finnland 2009 von Sami Sänpäkkilä, 3 Minuten, Experimentalfilm, Englisch (Untertitel: Englisch)

Hungry Ghost
Das Phenakistiskop einmal dreidimensional: Guido Devadder hat eine Plastik geschaffen, die in kleinen Animationsloops den geisterhaften Marsch von stumm aufschreienden Menschen durch eine Landschaft aus sich reckenden Armen und fordernden Händen zeigt. Zum betörenden Gesang von Kaitlin McSweeney und im Takt einer alten Maschine erzählt das dunkle Märchen vom steten Kreislauf zwischen Begierde und Gier.
Belgien 2022 von Guido Devadder, 7 Minuten, Animationsfilm, ohne Dialog

Lapis
Im ausschwingenden Klang der Sitar umkreisen Abertausende Punkte das kaleidoskopische Zentrum wie die Einzeltöne des Raga den Grundton. Sich wiederholende grafische Muster blühen auf und zerfallen wieder in der Masse. So traditionell die Bezugspunkte für James Whitneys atemberaubende visuelle Musik waren, so innovativ war die Umsetzung mit früher Computeranimation durch seinen Bruder John Whitney.
USA 1966 von James Whitney, 10 Minuten, Animationsfilm, ohne Dialog

UFOs
Rechteckformen in leuchtenden Farben wuchern im schwarzen Nichts. Sie gleichen Phosphenen, jenen subjektiven Lichtwahrnehmungen, die beim Reiben geschlossener Augenlider erscheinen können. Bunte runde Flächen umkreisen sich, obwohl sie in getrennten grafischen Welten leben. Die Pionierin der Computeranimation Lillian Schwartz simuliert mit der 2D-Programmiersprache EXPLOR fremde fantastische Galaxien.
USA 1971 von Lillian F. Schwartz, 3 Minuten, Animationsfilm, ohne Dialog

Max Cooper: Cardano Circles
Atemberaubend schön und exakt synchron vollführen Kreise Linienbewegungen – sinnliche Hochgefühle, aber wissenschaftsbasiert. Der Electronica-Produzent und promovierte Naturwissenschaftler Max Cooper hat für seinen euphorisierenden, treibenden Track in einem von Gerolamo Cardano anno 1570 beschriebenen geometrischen Prinzip und in Mario Carrillos Animation das perfekte visuelle Passstück gefunden.
Mexiko 2024 von Mario Carrillo, 4 Minuten, Animationsfilm, ohne Dialog

Thrum IX
Seit 2020 arbeitet Will Bishop-Stephens an kinetischen Skulpturen, die er „Thrum“ nennt. Fassung IX verknüpft das Laufrad eines Fahrrads mit einer Gitarre. Auf den Radspeichen wachsen und schrumpfen Schmetterlingsflügel, Schneckenhäuser, Mohnkapseln und Federn, die Gitarrensaiten produzieren einen vibrierenden Drone. Die Animations- und Geräuschmaschine entführt in einen Zustand des Schwebens.
UK 2024 von Will Bishop-Stephens, 2 Minuten, Experimentalfilm, ohne Dialog

Zyprazol
Ursprünglich ist alles in diesem Musikvideo des Londoner Duos Sculpture nur zweidimensional. Aber beim Schauen besser wegducken! Auf vertrackt kombinierten Raumebenen pfeifen grafische Elemente wild an den Augen und gebrochene Beats mit elektronischen Klängen heftig an den Ohren vorbei. Zyprazol ist Medizin, eine bewusstseinserweiternde Droge – genau wie die Animationsschallplatten made by Sculpture.
UK 2016 von Dan Hayhurst, Reuben Sutherland, 5 Minuten, Animationsfilm, ohne Dialog

Termine
Fr. 01.11.2024 / 20:00 Uhr
Ticket
Ballsaal

Keine Reservierungen über die Schaubühne Lindenfels - Ticketing ausschließlich über www.dok-leipzig

Tickets: 10 / 8 (erm.) Euro