„Spekulieren“ kommt vom lateinischen Wort speculari, was so viel heißt wie erspähen, auskundschaften, beobachten oder belauern. In der letztjährigen Ausgabe warfen wir mit der Reihe „Animal Realities“ dokumentarisch-experimentelle Blicke auf das Mensch-Tier-Verhältnis. „The Human Hibernation“ ersinnt nun einen fiktionalen Stoff, in der die menschliche Spezies dreimonatigen Winterschlaf hält und führt die Fäden des vergangenen GEGENkinos mit faszinierender Kühnheit fort: Erin, ein Kind, erwacht vorzeitig aus der Winterruhe und verschwindet. Wir folgen der großen Schwester Clara bei ihrer Suche nach Antworten, für die sie sich mit den Erzählungen einer Gesellschaft auseinandersetzt, die eigenwilligen Gesetzmäßigkeiten unterworfen ist.
Auf Grundlage eines spekulativen Rechercheprojekts in den USA entwirft die Medienkünstlerin Anna Cornudella mit ihrem Co-Autoren Lluís Sellarès eine denk- und erfahrungswürdige Welt voll verformtem Sozialverhalten. Die titelgebende „Hibernation“ lässt die Menschen näher ans Reich der Tiere rücken und mit diesem intimere Verbindungen eingehen, verändert Gewohnheiten ebenso wie Biologie und Glaubenssysteme. Dabei fordert Cornudella mit ihrem subtilen, mehrdeutigen Erzählen dazu auf, ihre Ideen konzeptionell weiterzudenken, aber auch Bilder und Sounds in einer unmittelbareren Weise auf sich wirken zu lassen. Der Sturz aus der Krone der Schöpfung birgt Unbekanntes. Belauern wir es.
Spanien 2024 von Anna Cornudella, 90 min, Eng. Originalfassung
Darsteller:innen: Clara Muck Dietrich, Demetrius Hollimon, Jane Hubbell